H.M. Drottningens tal vid Tyska skolans 400-årsjubileum

(Det talade ordet gäller)

Sehr geehrter Herr Bundespräsident
Sehr geehrte Frau Schadt
Verehrte Exzellenzen
Sehr geehrte Ministerin
Meine Damen und Herren, liebe Schüler!

Herzlichen Dank für die Einladung zu Ihrem großen Jubiläum.

Vor vierhundert Jahren hat Gustav II. Adolf mit seinem Privilegienbrief die Erlaubnis zur Einrichtung einer deutschen Schule in Stockholm gegeben. Das war eine Entscheidung mit weitreichenden Konsequenzen, wie wir heute sehen. Vier Jahrhunderte lang ist die Deutsche Schule Stockholm immer ein Teil und auch ein Spiegel der Entwicklung Stockholms und Schweden gewesen.

Zuerst als eine Schule für die Deutschen, die sich in unserer Stadt niedergelassen hatten und die man behalten wollte. Dann weiter als eine Gelehrten-Schule, in der Kinder und Jugendliche Stockholms Grundlagen für weitere Studien oder Berufe erzielten.

Immer war die Deutsche Schule auch eine Schule, die sich deutschen, und zunehmend auch zu schwedischen, Traditionen, Wurzeln und Haltungen verpflichtet fühlte und sie lebte. In neuerer Zeit wurde aus der „deutschen“ Schule nun eine Begegnungsschule. In ihr lernen deutsche und schwedische Schüler gemeinsam, zusammen mit Jugendlichen aus 16 weiteren Nationalitäten. Sie alle können gute Voraussetzungen bekommen für ein Leben in beiden Sprachräumen und Ländern.

Durch die Geschichte und die aktuelle Situation der Deutschen Schule Stockholm werden vier wichtige Eigenschaften einer gute Auslandsschule deutlich:

  • Sie hat ein eigenständiges besonderes Profil, das sie kontinuierlich weiterentwickelt und ermöglicht den Schülern, für beide Länder Qualifikationen zu erwerben
  • Sie nimmt Kultur, Ideen, Kunst und Politik des Gastlandes und des Heimatlandes auf
  • Sie vermittelt den Schülern die Voraussetzungen für Austausch und Mobilität
  • Sie bereitet Möglichkeiten für eine dauerhafte und fruchtbare Begegnung zwischen dem Gast- und dem Heimatland

Ich selbst bin, wie vielleicht einige von Ihnen wissen, auf eine deutsche Auslandsschule gegangen, auf das Colégio Visconde de Porto Seguro in Brasilien. Sie hat für mich im Ausland bedeutet, einen Anknüpfungspunkt zu meinem Heimatland und seiner Kultur zu haben.

In dieser Schule konnte ich ein Stück „Zuhause“ erleben und bekam eine fundierte Ausbildung durch Lehrkräfte, die über den Tellerrand hinausgeblickt haben und oft auch ein Stück welterfahren waren. Aus eigener Erfahrung weiß ich aber auch, dass Leben und Lernen in einer Auslandsschule nicht immer ganz einfach ist.

Man muss erst einmal lernen sich zurechtzufinden. Alles ist anders. In Brasilien hatte ich dann Algebra aber als ich nach Deutschland kam hat meine Klasse Geometrie gehabt.

In Geschichte hatten wir mit den brasilianischer Indianer, Mayas und Azteken begonnen während in meiner neuen Klasse in Deutschland man plötzlich von Pippin den Großen und Pippin den Großen sprach. Natürlich war ich zunächst nicht auf Klassenstand aber keiner hat das Wissen dass ich von Brasilien mitbrachte anerkannt. Manche Regeln gelten nicht mehr, dafür gelten andere, unbekannte Regeln, die man erst lernen muss und die man manchmal gar nicht einsehen will.

Wenn man sich in solchen Situationen isoliert oder in „nostalgisches Heimweh“ verfällt, dann lebt man wie auf einer umzäunten Insel, wie auf einem Planeten. Auslandsschulen sind dafür da, junge Menschen neugierig auf ein anderes Land zu machen, ihnen aber auch Sicherheit zu geben, ihr Heimatland in sich behalten zu können.

Das ist am besten möglich, wenn es in einer Auslandsschule Gelegenheit gibt zur Begegnung- wenn man eben keine Insel ist, sondern ein einladender Garten, eine spannende Experimentierwerkstatt, ein Zentrum für Austausch, Diskussion und Debatte.

Dass Sie, liebe Schülerinnen und Schüler, an einer begegnungsschule in Schweden lernen können, wird Sie, nach meiner persönlichen Erfahrung, immer prägen und oft auch verändern.

Sie werden sich im besten Falle in mehreren Ländern zu Hause fühlen, sie werden vielleicht sogar in zwei oder drei Sprachen träumen können. Ihnen stehen viele Wege zur Welt offen. Es wird Sie, liebe Schülerinnen und Schüler, aber auch prägen, dass an einer Auslandsschule zu lernen, schlicht und einfach auch mehr Arbeit macht und manchmal mühsam ist. Man muss immer Neues lernen, man muss sich eingewöhnen, Unterschiede und Gemeinsamkeiten entdecken.

Aber ich glaube, das ist doch der Mühe wert. Weltoffenheit, Erfahrungen aus unterschiedlichen Kulturen, Sicherheit und gute Ausbildung sind wichtige Voraussetzungen für eine gute persönliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen. Sie sind aber auch genauso wichtig für unsere Gesellschaft. Wer als Schüler hat erfahren können, dass Unterschiede immer auch Möglichkeiten sind, dass Fremdsein auch Ausgangspunkt ist für Entdeckungen und Annäherung, der wird sich für eine friedliche Welt engagieren, der kann zusammenarbeiten und gemeinsam viel erreichen.

Ich beglückwünsche die Deutsche Schule Stockholm zu ihrer 400-jährigen Geschichte und zur geleisteten Arbeit. Ich freue mich sehr, dass sie sich zu einem Ort der Begegnung zwischen deutschen und schwedischen Schülern, Eltern und Lehrern entwickelt hat.

Ich danke der Schule, besonders dem Schulverein, der sie ehrenamtlich in guten und schwierigen Zeiten getragen hat, für ihren Einsatz und ihren Beitrag zur Entwicklung unserer Stadt und unseres Landes. Und schließlich beglückwünsche ich alle Schüler, Lehrer und Eltern, dass sie diese Schule mit Leben, mit Freude und mit Erfolg füllen. Der Schule und Ihnen allen wünsche ich alles Gute für die Zukunft.

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